Mentoringprogramm Balu und Du
Bildungschancen fördern durch Patenschaften zwischen Studierenden und Grundschulkindern
Laufendes Projekt - offen für Förderung
Das Projekt ist offen für Förderung. Helfen Sie mit, durch individuelle Förderung von Grundschulkindern mit bildungsbezogenen Startnachteilen früh deren Bildungswege positiv zu beeinflussen. Wenn Kinder ihre Potenziale entfalten und nutzen können, entsteht mehr Chancengerechtigkeit, von der die gesamte Gesellschaft profitiert.
Darum geht es
Studierende übernehmen ein Jahr lang eine ehrenamtliche Patenschaft für ein Grundschulkind und erhöhen damit seine Chance auf einen adäquaten Bildungsweg und gesellschaftliche Teilhabe. Die Studierenden („Balus“) fördern die Kinder („Moglis“) im außerschulischen Bereich, indem sie ihnen einmal wöchentlich einige Stunden Zeit und Aufmerksamkeit widmen – für Gespräche, Spiele, sportliche oder kulturelle Unternehmungen, Ausflüge in die Natur und vieles mehr. Bei diesen gemeinsamen Aktivitäten eignen sich die Kinder wie auch die Studierenden durch informelles Lernen einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz an, der für ihren Bildungsweg und ihre persönliche Entwicklung bedeutend ist. Die positiven Effekte des Programms werden durch die wissenschaftliche Begleitforschung bestätigt.
Das wollen wir erreichen
Obgleich Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit in unserer Gesellschaft als wichtige Werte gelten, ist der Zugang zu Bildung immer noch stark von der sozialen Herkunft abhängig. Ein nachgewiesen wirksamer Ansatz ist es, durch Mentoring Ungleichheiten in der Gesellschaft abzumildern sowie Potenziale von Kindern und das Engagement von jungen Menschen zu stärken. Balu und Du interveniert vor der ersten Bildungsschwelle, dem Übergang auf die weiterführende Schule, und kann somit den weiteren Bildungs- und Lebensweg von Kindern, insbesondere aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Hintergrund, positiv beeinflussen und soziale Mobilität in der Gesellschaft fördern. Eine Win-Win-Situation wird erzeugt, da auch die Studierenden von ihrem Engagement profitieren. Sie werden während der Mentoringlaufzeit in einem Begleitseminar und über ein Onlinetagebuch fachlich begleitet und beraten und erhalten Einblicke in psychosoziale Themenfelder. Sie erweitern und stärken wichtige Schlüsselkompetenzen für das spätere Berufsleben sowie Führungsaufgaben – wie z.B. Verantwortungsbewusstsein, Kommunikation- und Konfliktlösungsfähigkeit, Empathie, Durchhaltevermögen oder interkulturelle Kenntnisse. Studierende wachsen an der Patenschaft zu dem Kind, durch den Einblick in eine andere Lebenswelt und das Miterleben der Entwicklung des Kindes.
Das Programm richtet sich an Grundschulkinder, die aus unterschiedlichen Gründen von einer Begleitung durch einen Mentor oder eine Mentorin profitieren können. Gründe können z.B. sein: Unterstützung der sozialen und sprachlichen Integration oder in einer schwierigen Lebenssituation, Erweiterung des Horizontes oder Förderung des Selbstbewusstseins, der Potenziale und Bildungschancen. Mentoring bietet die Möglichkeit, versäumtes informelles Lernen zu kompensieren und emotional positiv gefärbte Lernsituationen, Verhaltensmodelle und Erfolgserlebnisse zu erzeugen. Die umfangreiche wissenschaftliche Forschung belegt die Wirksamkeit für die Kinder während und nach der Programmteilnahme. So zeigen die Studien beispielsweise eine Verbesserung im prosozialen Verhalten, der Konzentration, Motivation, Ehrlichkeit oder Selbsteinschätzung. Nach einem Jahr Balu und Du erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Kindern aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status um 20 %, ein Gymnasium zu besuchen. Die Lücke zwischen Familien mit niedrigem und hohem sozioökonomischem Status ist damit fast zur Hälfte geschlossen. Die wissenschaftlichen Studienergebnisse spiegeln sich in den Erfahrungen vor Ort. Lehrkräfte und Eltern berichten, dass Kinder in dem Jahr offener und mutiger werden, besser kommunizieren können, in der Klassengemeinschaft mehr integriert sind oder sich ihre Schulleistungen und Basiskompetenzen verbessern. Den Kindern werden Lern- und Lebensfreude, Verbindlichkeit und Zuversicht vermittelt. Ein Kind formuliert es so: „Donnerstag ist der tollste Tag in der Woche, weil da mein Balu kommt.“
Das Mentoringprogramm Balu und Du ist über ein Begleitseminar am FORUM in die fachübergreifende Lehre implementiert und dadurch für alle Studierenden des KIT zugänglich. Die Studierenden können somit ihr ehrenamtliches Engagement bei den wöchentlichen Treffen mit dem Kind optimal mit dem Erwerb von Studienleistungen verbinden. Hierfür anrechenbar sind das Führen eines Online-Tagebuchs, der Besuch des regelmäßigen Begleitseminars sowie das Anfertigen von Reflexionsberichten zur Halbzeit und zum Abschluss der Programmlaufzeit. Durch den im Seminar stattfindenden Austausch reflektieren die Studierenden ihre Erfahrungen als Mentor oder Mentorin und werden durch Einblicke in psychosoziale, pädagogische und kommunikationstheoretische Themenfelder sowie eine Art Supervision für ihre Aufgabe weiterqualifiziert. Die Studierenden profitieren von der Teilnahme vor allem durch den sozialen und selbstorganisatorischen Kompetenzgewinn sowie die Stärkung ihrer Persönlichkeit. Diese umfangreiche Kompetenzerweiterung und die Erkenntnisse durch den inhärenten Perspektivwechsel werden von den Studierenden am Ende der Programmlaufzeit selbst konstatiert und bilden neben dem am KIT erworbenen Fachwissen für sie ein wichtiges Fundament als zukünftige Leistungsträger unserer Gesellschaft. Der Transfer der Lernprozesse in Studium, Beruf, Alltag und gesellschaftliches Miteinander ist gegeben. Eine Studentin stellt fest: „Ich ging in der Erwartung an das Projekt, Moglis Leben zu verändern, dabei veränderte es auch meines.“
Jeder Mensch sollte seinem Potenzial entsprechend gefördert werden. Und jedes nicht entfaltete Potenzial eines Menschen bedeutet einen Verlust für die Gesellschaft. Die Wirksamkeit des Programms zahlt sich auch volkswirtschaftlich aus, wie eine SROI-Analyse zu Balu und Du bestätigte: Die Sozialrendite liegt bei 4 bis 8 Euro pro investiertem Euro, was die Effizienz von Mentoring belegt. Bei dem Ziel, mehr Studierende mit niedrigem sozioökonomischem Status ans KIT zu holen sowie Frauen für MINT-Fächer zu begeistern, ist es ein nachhaltiger Ansatz, bereits in die Bildungs- und Lebenssituation von Kindern zu investieren. Durch die eigentlich minimale Intervention des Mentorings können langfristig die Weichen im Leben und in Bildungsbiografien positiv beeinflusst werden. Mit den Wirkungen des Programms zahlt Balu und Du direkt auf sieben der 17 Sustainable Development Goals der UN ein, die bis 2030 die Kernindikatoren bilden, um eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung sicher zu stellen. Eines dieser UN-Ziele ist die Reduktion von Chancenungleichheit. Zudem leistet das Mentoringprogramm einen Beitrag zur Demokratieförderung in der Gesellschaft.
- Personalkosten für Projektkoordination, Durchführung des Begleitseminars und individuelle Betreuung der Studierenden/Patenschaften
- Schulungen für die Studierenden mit externen Referent:innen (z.B. Kindernotfallkurs, Prävention Kinderschutz, Gewaltfreie Kommunikation)
- Taschengeld für die Tandems aus Balus und Moglis zur Unterstützung der Aktivitäten
- Gemeinsame Aktivitäten und Feste eines gesamten Jahrgangs
- Öffentlichkeitsarbeit
Zahlen und Fakten
Start eines neuen Jahrgangs jeweils zum Sommersemester
Gesamtfördersumme:
48.000 Euro pro Jahr (Personal- und Sachkosten)
Fördernde:
offen für Fördernde
Projektverantwortung KIT:
Kooperation mit bundesweitem Trägerverein des Mentoringprogramms „Balu und Du e.V.“; Projektleitung am KIT: Ina Scholl M.A., Studium Generale. Forum Wissenschaft und Gesellschaft (FORUM)
"Mich beeindruckt, dass die einfache Formel „1 Kind + 1 Mentor:in, 1 x pro Woche, 1-3 Stunden, 1 Jahr lang“ für beide Seiten neue Lebensperspektiven eröffnet. Wir erzeugen Lernsituationen, die emotional positiv besetzt sind – sowohl für die Kinder als auch für die Studierenden. Ich freue mich jedes Mal zu beobachten, wie alle Teilnehmenden im Laufe des Jahres an den Erfahrungen wachsen und die gemeinsame Zeit viele neue Türen öffnet und in die Zukunft wirkt."
Ina Scholl
- Projektleiterin "Balu und Du" am KIT -